02.09.2025

Eintreten für Gerechtigkeit

Ihr Sinn für Gerechtigkeit, sagt Thea Hummel, kommt einerseits aus ihrer praktischen Erfahrung mit politischer Arbeit, andererseits aus ihrer christlichen Erziehung. Foto: Johannes Schermuly, VEM

„Unsere Arbeit beginnt mit Zuhören und endet hoffentlich mit Veränderung“ sagt Thea Hummel: Seit dem 1. Juni 2025 ist sie Head of Advocacy der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und leitet die insgesamt vierköpfige Abteilung.

Menschenrechte als Ausgangspunkt

Die VEM versteht Advocacy als das Eintreten für Gerechtigkeit, nicht im Namen anderer Menschen, sondern an deren Seite. Die Perspektiven dieser Menschen bestimmen Richtung und Schwerpunkt dieses Engagements, das sich an die Gesellschaft richten kann, an Politik, Wirtschaft oder auch Gerichte. Der Name „Advocacy“ (lat. advocatus – Anwalt) erinnert an diesen Ursprung. In der VEM gehört Advocacy zu den fünf Arbeitsbereichen, die „Mission“ als ganzes ausmachen.

Ausgehend von den Menschenrechten unterstützen Hummel und ihre Abteilung die VEM-Mitgliedskirchen in unterschiedlichen Bereichen. Dazu gehören Frieden und Antidiskriminierung ebenso wie Fragen von Geschlechtergerechtigkeit, Natur- und Klimaschutz. Die VEM beteiligt sich an zwei wichtigen Netzwerken: Der Sri Lanka Advocacy und dem Westpapua Netzwerk, für das Hummel vor einigen Jahren ebenfalls gearbeitet hat. Beide Netzwerke vertreten Anliegen Betroffener in Brüssel, Genf, Berlin und an anderen Orten.

Die Mitgliedskirchen sind Teil der Geschichte ihrer Länder, und so wirken sie an der Bewältigung alter und neuer Konflikte mit: In Sri Lanka etwa vermittelt die MC-SL* nach dem Bürgerkrieg, in Deutschland stellen sich Kirchen ihrer Rolle im Kolonialismus. Und in den aktuellen Konflikten in der DR Kongo und in Westpapua rufen die Kirchen zu Frieden und Dialog auf und eröffnen Gesprächskanäle.

Drei Regionen, unterschiedliche Themen

Neben Hummel selbst arbeiten in der Abteilung Advocacy noch Irma Simanjuntak als Advocacy Officer Asia, Pfarrer Prof. Dr. Jean-Bosco Kambale Kahongya als Advocacy Officer Africa und Sarah Vecera als Advocacy Officer für intersektionale Gerechtigkeit mit dem Schwerpunkt "Rassismus und Kirche" in der Region Deutschland.

So stellt sich Simanjuntak zurzeit gemeinsam mit Kirchen und Einwohner*innen von Nordsumatra einer Zellstoff-Firma entgegen, „PT. Toba Pulp Lestari“. Seit 1998 sorgt die Firma mit einer aktuellen Lizenz über 36.000 Hektar Land für massive Landrechtskonflikte und Abholzung. Simanjuntak sagt dazu: „Eine Menge Ungerechtigkeit kommt daher, dass Lebensräume von Kapitalist*innen übernommen werden. Wir arbeiten hier mit den Kirchen zusammen, um sicherzustellen, dass gerechte Lebensräume für gefährdete Gruppen zur Verfügung stehen.“

Kahongya arbeitet in Tansania mit den Wagogo zusammen. Ihre traditionellen Lieder auf Kiswahili werden digital aufgezeichnet und weiterverbreitet. Das besondere: Diese alten Lieder thematisieren den Schutz von Kinderrechten. In Deutschland hat Sarah Vecera für ihr Buch „Gemeinsam anders“ verschiedene Menschen eingeladen, über diese Gesellschaft und ihre Strukturen zu schreiben, um mehr Verständnis füreinander zu ermöglichen: „Die Lesungen dazu laufen gut“, sagt sie.

Thea Hummel selbst engagiert sich besonders für Geschlechtergerechtigkeit, Diversität, Inklusion und Antidiskriminierung. Dazu gehörte im Juni ein Führungskräftetraining für Frauen aus allen drei Regionen der VEM. Ein Solidaritätsbesuch im August bei der GKI-TP* in Westpapua stärkte nicht nur die politische Arbeit vor Ort, sondern auch die Beziehungen zur VEM-Gemeinschaft.

Weitere Infos zur Arbeit unserer Abteilung Advocacy (früher Justice, Peace and Integrity of Creation, JPIC) und zu unserer aktuellen Menschenrechtsaktion finden Sie auf unserer Website.

*MC-SL = Methodist Church of Sri Lanka (Methodistische Kirche in Sri Lanka)

*GKI-TP = Gereja Kristen Injili di Tanah Papua (Evangelische Kirche im Land Papua)