23.05.2012
Die Vereinte Evangelische Mission möchte in den kommenden Jahren Vorreiterin sein für eine neue Gewichtung der Süd-Nord- und der Süd-Süd-Arbeit im Freiwilligenbereich. »Wir haben schon vier neue Süd-Nord-Stellen gewinnen können, die im März 2012 besetzt wurden. Ab 2013 werden es dann acht bis zehn pro Jahr sein, und noch in diesem Jahr wird eine halbe Referentenstelle eingerichtet, um den daraus erwachsenden Anforderungen und Aufgaben gerecht zu werden«, sagt Anika May, Referentin für Freiwilligen- und interregionale Jugendprogramme bei der Vereinten Evangelischen Mission. Auch der Austausch unter den afrikanischen und asiatischen Mitgliedskirchen, das seit 2008 bestehende, jüngste der drei VEM-Freiwilligenprogramme, soll ausgebaut werden. Damit eröffnet die VEM jungen Menschen aus allen drei Regionen, in denen sich Mitgliedskirchen befinden, gleiche Möglichkeiten, sowohl was die quantitative als auch qualitative Ausgestaltung der Programme betrifft und verleiht damit ihrem Selbstverständnis als gleichberechtigte Gemeinschaft von Kirchen in drei Erdteilen Ausdruck.
»Für diese Erweiterung und Neugewichtung in der programmatischen Zielsetzung habe ich mich sehr eingesetzt. Aber es war auch der richtige Zeitpunkt dafür. Viele Organisationen entdecken gerade zunehmend die Chancen und Lernmöglichkeiten, die sich aus dieser Art des Austauschs für alle Beteiligten ergeben. Es zeichnet sich ab, dass es auch für diese Programme in naher Zukunft Fördermöglichkeiten geben wird. Ich denke, wir haben begriffen, dass auch wir im Norden von einer Stärkung des Süd-Nord-Austausches profitieren. In diesem Bereich kann man mit vergleichsweise überschaubarem Mitteleinsatz viele Früchte ernten.«
Traditionell pflegt die VEM den Nord-Süd-Austausch. Viele Freiwillige aus den deutschen Mitgliedskirchen haben im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte ein Jahr in Afrika oder Asien verbracht. Seit dem Beginn der finanziellen Förderung im Rahmen des »weltwärts«-Programms der Bundesregierung konnten die Entsendezahlen auf 15 Stellen jährlich erhöht werden. Genau wie damals, als Anfang der 1980er Jahre die ersten jungen Deutschen als sogenannte Missionarisch-Diakonische Helferinnen und Helfer entsendet wurden, nimmt die VEM auch im Bereich des Süd-Nord-Austausches eine Vorreiterrolle ein – lange bevor sogenannte Reverse-Programme zum allgemeinen Anliegen von Missionswerken und säkularen Entsendeorganisationen wurden, sammelte die VEM bereits seit Mitte der 1980er Jahre erste Erfahrungen mit der Einladung junger Menschen aus den afrikanischen und asiatischen Mitgliedskirchen in deutsche Gemeinden. Von vereinzelten Initiativen hin zu einem institutionalisierten Süd-Nord-Freiwilligenprogramm war es jedoch ein weiter Weg.
Neben einem sich wandelnden Missionsverständnis liegt dies auch in vielen praktischen Besonderheiten begründet. So ist es beispielsweise gar nicht so einfach, deutsche Gemeinden dafür zu begeistern, für ein Jahr einen Gast aus dem Ausland aufzunehmen und in die Arbeit zu integrieren. Da sich das Leben im deutschen Kontext viel individualisierter und damit auch anonymer als in den Herkunftsländern gestaltet, tun sich viele Freiwillige erfahrungsgemäß zunächst schwer mit der Eingewöhnung und bedürfen intensiver pädagogischer Begleitung, die wiederum personalintensiv ist. Leider ist es bisher auch nicht möglich, Zuschüsse zu beantragen, so dass die finanzielle Ausstattung dieses Programms deutlich knapper ausfällt als die des etablierten Nord-Süd Programms. Dies begründet, dass in der Vergangenheit auf weit über 300 Deutsche, die sich im Süden engagierten, bisher nur etwa 15 junge Frauen und Männer kamen, die in die entgegen gesetzte Richtung reisten.
<media 1221 - - "TEXT, Warme Sommertage Ayemi Internettext, Warme_Sommertage_Ayemi_Internettext.pdf, 36 KB">Interview mit Julliet Ayemi </media>