27.02.2017
Der zweite Tag der Versammlung der afrikanischen Mitgliedskirchen der VEM in Goma war geprägt von reichem Ideenaustausch und spannenden Wahlen. Fünf neue Mitglieder des geschäftsführenden Ausschusses der Region (Africa Regional Board) wurden neu gewählt. Die Delegierten befassten sich im Verlauf der Sitzung mit Strategien der Nutzung kircheneigener Ressourcen. In drei Arbeitsgruppen wurde diskutiert, welche Empfehlungen die Delegierten ihren Kirchen und der VEM mit auf den Weg geben wollen. Die Gruppe, die sich mit Partnerschaftsarbeit befasste, formulierte beispielsweise die Empfehlung an die Partnerschaftsgruppen in Afrika, eigene Ressourcen nachhaltiger und selbstständiger zu entwickeln. Dabei seien Projekte nicht das einzige, was Partnerschaft ausmacht. Die Arbeitsgruppe empfahl zudem die Intensivierung des Pfarrerinnen- und Pfarreraustauschs zwischen afrikanischen und deutschen Kirchen, um so die deutschen Gemeinden spirituell zu bereichern. Außerdem sollten mehr Jugendlichen aus Deutschland die Möglichkeit haben, im Rahmen der bestehenden Partnerschaften das Alltagsleben in Afrika kennenzulernen. Darüber hinaus wurden fünf neue, ehrenamtlich tätige Mitglieder in das neunköpfige Africa Regional Board für eine Zeit von vier Jahren gewählt: Bischof Mothusi Letlhage (ELCB) aus Botswana, der zugleich Vorsitzender des Boards ist. Kirchenpräsident Eliki Bonanga (CDCC) aus der Demokratischen Republik Kongo als stellvertretender Vorsitzender. Kirchenpräsident Dr. Pascal Bataringaya (EPR) aus Ruanda. Mapendo Sibomana, Leiterin der Jugendarbeit der kongolesischen CBCA sowie Anania John Ndondole (ELCT-ECD), Jugendvertreter aus Tansania. Zu dem vollständigen Board gehören außerdem die vier Ratsmitglieder aus der Region Afrika, und zwar Bischof Dr. Abednego Keshomshahara (ELCT-NWD), Tansania; Bischof Dr. Jered Kalimba (EAR), Ruanda; Jane Ewoule (EEC), Kamerun und Pfarrerin Daphne Guriras (ELCRN), Namibia. Afrikanische Regionalversammlung freuden- und tränenreich beendet: Am letzten Tag der Regionalversammlung erlebten die Delegierten der 14 afrikanischen Kirchen hautnah, wie es um Frieden und Versöhnung in der Region der Großen Seen bestellt ist. Die Jugendlichen der Theatergruppe Badilika, denen im vergangenen November der Friedenspreis des Ökumenischen Netz Zentralafrika (ÖNZ) in Berlin verliehen worden war, zeigten eine beeindruckende Preformance rund um Frieden, Versöhnung, Liebe und Hass. Kraft und Ausdruck des Theaterspiels der jungen Menschen aus Ruanda, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo rührten das gesamte Publikum an. Fabian Daffa aus der Nordost-Diözese Tansanias (NED-ELCT) meinte nach der Aufführung: „Es war so berührend, dass ich weinen musste. Was der Konflikt für die Menschen in dieser Region bedeutet, das haben die Schauspielerinnen und Schauspieler sehr eindrücklich vermittelt. Mir war dies zuvor gar nicht so klar.“ Der Kirchenpräsident der gastgebenden Kirche (CBCA) Dr. Kakule Molo bestätigte dies: „Ja, die Situation hier in Goma ist ruhig und sicher. Aber weiter im Norden und insbesondere auf dem Land verstecken sich nach wie vor Rebellen, die die Bevölkerung terrorisieren und massakrieren. Diese Unsicherheit wird von verschiedene Kräften immer wieder neu befeuert.“ Tommy Solomons, Moderator der Rheinischen Kirche in Südafrika (RCSA) bedankte sich bei den Jugendlichen und betete für Frieden in der Region und dafür, dass sich die Mitgliedskirchen der VEM mit den betroffenen Kirchen weiterhin solidarisch zeigen. Die Delegierten nahmen am Vormittag auch die Ergebnisse der Vorversammlungen der Frauen und Jugendlichen entgegen. Die weiblichen Delegierten hatten sich ausführlich mit der Ordination von Frauen befasst. Pastorin Rose Marie Ibyishaka von der Presbyterianischen Kirche in Ruanda (EPR) berichtete: „Einige Kirchen haben zwar das Pfarramt für Frauen geöffnet, sie setzen sie aber nicht entsprechend ihrer Qualifikation ein. Es geht uns Frauen darum, dass wir in allen VEM-Mitgliedskirchen eine Gleichbehandlung gegenüber den Männern erreichen. Auf allen Ebenen und in allen Bereichen muss es ein Gleichgewicht der Geschlechter geben. Schon im Kindesalter, d.h. in unseren Kindergärten und Schulen muss Gleichberechtigung gelebt werden.“ Das Engagement der Jugendlichen rund um das Thema Entrepreneurship lobte Timo Pauler, Geschäftsführer der VEM und damit verantwortlich für Finanzen und Verwaltung, ausdrücklich im Plenum: „Liebe Delegierte, ihr könnt stolz sein auf dieses Engagement eurer Jugendlichen. Für all das, was hier und heute diskutiert wurde – die Mobilisierung von Ressourcen – ist das ein vielversprechender Anfang. Bitte fördert das. Die VEM wird euch gerne dabei unterstützen.“ Pfarrer Volker Martin Dally, Generalsekretär der VEM, erinnerte in seiner Predigt im Abschlussgottesdienst daran, dass das Königreich Gottes schon hier auf Erden beginnt: „Es beginnt da, wo sich die Menschen umeinander kümmern. Da, wo man sich umeinander sorgt und bemüht. Genau wie Jesus, der um den Alltag der Menschen und um ihre Bedürfnisse wusste. Das sollte das Vorbild für die hier versammelten Kirchen sein. Ihr müsst wie Jesus zu den Leuten gehen und die gute Nachricht teilen.“ Zum Abschluss erlebten die Delegierten noch eine spektakuläre Show der Gruppe Amani (zu deutsch: Frieden), die sich mit ihren Auftritten ebenfalls der Versöhnungsarbeit verschrieben hat. Die Mitglieder des Ensembles führten sowohl verschiedene Tänze diverser Volksgruppen aus den kongolesischen Provinzen auf als auch eine beeindruckende Akrobatik. Versammlungen dieser Art bedeuten nicht nur die Pflege von Arbeitsbeziehungen, sondern erlauben den wichtigen Erfahrungsaustausch und sichtbar freundschaftlichen Umgang miteinander. Am Sonntag waren die Delegierten in einigen Kirchengemeinden in Goma zu Gast, bevor sie die Heimreise antraten. Der Gastgeberin wurde für die exzellente Organisation und besondere Gastfreundschaft im Kivu ausdrücklich gedankt. Eine Delegation um den Generalsekretär der VEM herum reiste im Anschluss an die Versammlung in die nördlich von Goma gelegene Stadt Butembo, um dort Projekte der CBCA-Kirche zu besichtigen. Text und Foto: Uli Baege, Referent für Partnerschaften und Projekte der VEM