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06.04.2023

Diskriminierung in Kirche und Diakonie ansprechen

Delegierte der Frauenvorkonsultation in Dar Es Salaam. Foto: Martina Pauly, VEM

Vom 22. bis 26. März 2023 fand auf Einladung der Ostküsten-Diözese (ECD) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) die Afrika-Regionalversammlung in der tansanischen Küstenmetropole Daressalaam statt. Die insgesamt 72 Teilnehmer*innen, davon 48 Delegierte der 15 afrikanischen Mitgliedskirchen der VEM, wurden von dem Leiter der gastgebenden Kirche, Bischof Alex Gehaz Malasusa, im Eröffnungsgottesdienstes in der Azania Front Kathedrale begrüßt.

Jugend- und Frauenvorkonsultation

Im Vorfeld der Regionalversammlung tauschten sich im Rahmen der zweitägigen Jugend- und Frauenkonsultation vom 20. bis 21. März die jungen Erwachsenen und Frauenvertreterinnen der afrikanischen Mitglieder über ihre Herausforderungen und Bedürfnisse innerhalb ihrer Kirchen aus. Ihre Empfehlungen wurden dem Plenum der Regionalversammlung zur Erörterung und Beschlussfassung vorgelegt. Die jungen Erwachsenen der Region Afrika wünschten sich beispielsweise mehr fachliche Unterstützung seitens ihrer Kirchen bei dem Schritt in die berufliche Selbständigkeit. Auch die Frauenvertreterinnen äußerten den Bedarf für mehr ökonomische Weiterbildungsmaßnahmen, um Einkommen schaffende Projekte nach den UNO-Zielen implementieren zu können. 

VEM-Thema: Diskriminierung in Kirchen

Ein Schwerpunkt der Regionalversammlung bildete das Arbeitsthema „Der Balken in unserem Auge. Diskriminierung in Kirche und Diakonie“, das von der Vollversammlung der VEM für alle drei Regionen beschlossen wurde. Der als Hauptredner eingeladene Pfarrer Dr. Emmanuel Kileo begann seine Keynote-Rede mit der Feststellung, dass bewusste oder unbewusste Diskriminierung in den Reihen der Kirchen in Afrika durchaus existiere. Diskriminierung in ihren verschiedenen Erscheinungsformen definierte der aus dem Nordosten Tansanias stammende Theologe als soziales Konstrukt, das diskriminierenden Personen dazu dient, eine andere Gruppe von Menschen dauerhaft zu dominieren und sich dadurch Vorteile zu verschaffen. Kileo differenzierte zwischen Akteuren, die diskriminieren und solchen, die Diskriminierung zwar ablehnten, aber nichts gegen Diskriminierung unternehmen. Außerdem gäbe es zahlreiche Menschen, die diskriminiert würden und sich mit ihrer Opferrolle jedoch soweit arrangiert hätten, dass sie diese gar nicht mehr als solche wahrnehmen. Alle diese verschiedenen Gruppen seien innerhalb der Kirche zu finden.

Um das Problem der Diskriminierung in der Kirche anzugehen, schlug der tansanische Theologe einen dreistufigen Lösungsansatz vor. Angesichts der Brisanz und durch Kolonialismus und Apartheid bedingten Vielschichtigkeit von Diskriminierung in afrikanischen Kirchen, solle zunächst ein Diskussionsprozess angestoßen werden, um die Menschen auf allen Ebenen der Kirche für die Problematik zu sensibilisieren. In einem zweiten Schritt gelte es, Studien über die Situation in verschiedenen Kirchen anzustellen. Vor allem inklusive Kirchen sollen hier in ihrer Vorreiterrolle untersucht werden. Eine weitere Stufe sieht die Durchführung von Seminaren und Workshops mit der Zielsetzung vor, einen nachhaltigen Dialog zwischen den verschiedenen Gruppierungen innerhalb der kirchlichen Institution zu initiieren und zu fördern, um so die verschiedenartigen Diskriminierungen kontinuierlich abzubauen.

Mit Blick auf die spezielle Problematik der sexuellen Diskriminierung verwies Pfarrer Dr. John Wesley Kabango, Leiter der Abteilung Afrika und Vorstandsmitglied der VEM, auf den vorhandenen Verhaltenskodex gegen sexuelle Diskriminierung der VEM. Dieses Papier könne den Kirchen als Vorlage für die Ausarbeitung eigener Verhaltenskodizes dienen.

Berichterstattung und ein Appell

Die Kirchenvertreter*innen wurden von Pfarrer Kabango und seinem Team aus dem Regionalbüro in Daressalaam ausführlich über die durchgeführten Programme, Projekte und Planungen in der Region informiert. Darüber hinaus appellierte der Theologe aus Ruanda an die Kirchenleitenden, mehr Projekte für junge Erwachsene und Frauen vorzusehen, da sich diese beiden Gruppen oftmals selbst als benachteiligt wahrnehmen. Er verwies auf die zahlreichen Programme, die die VEM ihren Mitgliedern hier bereitstellt, wie z.B. das entwicklungspolitische Auslandsjahr für junge Erwachsene in allen drei Regionen, das Austauschprogramm für Mitarbeitende mit verschieden langen Laufzeiten sowie das Stipendienprogramm für akademische Ausbildungen. Diese und ähnliche Programme und Projekte der VEM sollten innerhalb jeder Mitgliedskirche auf allen Ebenen bekannt gemacht werden, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme daran zu ermöglichen. Zudem erinnerte Pfarrer Kabango die Kirchenvertreter*innen daran, diese Regionalversammlung für eine stärkere Vernetzung untereinander zu nutzen, auch um von der Expertise anderer Mitgliedskirchen aus derselben Region zu profitieren. Dies könne beispielsweise im Rahmen von bi- oder trilateralen Süd-Süd-Partnerschaften geschehen. Auch hier verwies der Theologe auf die Förderungsmöglichkeiten durch die VEM.

Erfreuliche Spendenentwicklung in Afrika

Angesichts der Mitgliederentwicklung deutscher Kirchen und der zu erwartenden rückläufigen Einnahmen, wurden die Ziele der Spendenkampagne in afrikanischen und asiatischen VEM-Mitgliedskirchen „United Action“ zuletzt auf der vergangenen Vollversammlung angehoben. In diesem Jahr wird von den 15 afrikanischen Mitgliedskirchen der VEM die Zielmarke von  370.000 € anvisiert. Bislang tragen die deutschen Mitglieder zwar immer noch die finanzielle Hauptlast der Kirchengemeinschaft, jedoch haben sich die Finanzbeiträge aus Afrika und Asien in den vergangenen Jahren positiv entwickelt, wenngleich diese immer noch im einstelligen Prozentbereich des Gesamtbudgets liegen. Diese von den Mitgliedskirchen der Regionen Afrika und Asien getragene erfreuliche Finanzentwicklung soll durch die Spendenaktion „United Action“ weiter unterstützt werden. Dies geschieht auch mit dem Bewusstsein, dass die Finanzkraft der afrikanischen und asiatischen Kirchen sehr unterschiedlich ist. Mit den Einnahmen aus der Kampagne „United Action“ werden Projekte in allen drei VEM-Regionen gefördert.

“New Home for UEM Region Africa“

Neuigkeiten gab es auch mit Blick auf den Bau des neuen Büros der VEM in der Region Afrika, das den Titel „New Home for UEM Region Africa“ trägt. Im vergangenen Juli nahm die VEM die Schenkungsurkunde der ECD-Kirche über ein 6000 qm großes Grundstück im Distrikt Kigamboni in Daressalaam mit der Auflage entgegen, dieses Gelände innerhalb der nächsten drei Jahren zu bebauen. Geplant ist unter anderem die Errichtung eines Bürogebäudes für mindestens 20 Personen mit einem kleinen Archiv und Museum für die hiesige Region. Aufgrund der günstigen Grundstücklage neben dem Fähranleger von Kigamboni werden auch Einkommen schaffende Konzepte mit in die Planung aufgenommen. Das Bürogebäude soll angesichts der auch in Afrika spürbaren Folgen des Klimawandels energetisch nachhaltig gebaut werden. Zudem ist das Gelände aus historischer Perspektive für die VEM-Gemeinschaft von großem Interesse: Auf dem bislang als Parkfläche genutzten Grundstück steht eine kleine Kapelle, die auf dem Fundament einer von Missionaren gegründeten Kirche errichtet wurde. Derzeit werden die Entwürfe verschiedener Architekt*innen ausgewertet, um den Baustart schnellstmöglich zu initiieren.

Neues Leitungsgremium der Region Afrika gewählt

Auf der Tagesordnung stand auch die satzungsgemäße Wahl der Mitglieder des Leitungsgremiums der Region Afrika für die nächsten sechs Jahre. Die Delegierten drückten dem vorherigen Vorsitzenden der Regionalversammlung und Ratsmitglied, Bischof Motusi Letlhage (ELCB, Botswana), erneut ihr Vertrauen aus. Außerdem wurden gewählt: Kirchenpräsident Pascal Bataringaya (EAR, Ruanda) als stellvertretender Vorsitzender sowie Pfarrerin Happines Diu (ELCT-NED, Tansania), Pfarrer Alexandre Billa Mbenga (EEC, Kamerun), Pfarrerin Daphne Taurrus (ELCRN, Namibia) und Charis Sass (Rhenish Church SA, Südafrika) als Jugenddelegierte. Die auf der Vollversammlung gewählten Ratsmitglieder Henriette Malinyota (ECC-CBCA, DR Kongo), Vuyokazi Christine Vinqi (URCSA, südliches Afrika) und Bischof Gehaz Alex Malasusa (ECLT-ECD, Tansania) gehören ebenso zum Vorstand der Region Afrika.

Der wiedergewählte Vorsitzende der Region Afrika lobte die gute und vertrauenswürdige Atmosphäre auf der Versammlung. „Ich freue mich insbesondere, dass viele junge Menschen an der Regionalversammlung teilnahmen und dass sie auch in unserem Leitungsgremium vertreten sind. Erfreulich ist auch, dass wir in der Leitung eine Parität zwischen Frauen und Männern erreicht haben“, so Bischof Letlhage von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Botswana.

Gottesdienstbesuche in Gemeinden der Gastgeberkirche

Zum Abschluss der Konferenz besuchten und predigten die Delegierten der Regionalversammlung Afrika am Sonntag, den 26. März in 17 Gemeinden der gastgebenden tansanischen Ostküsten-Diözese (ECD). Jede besuchte Gemeinde erhielt eine Grußbotschaft der VEM und eine Predigt über das Thema "Der Glaube an Christus hält uns zusammen" aus Galater 2, Verse 15-21. Die Besuche in den ECD-Gemeinden boten eine weitere Gelegenheit, mit Schwestern und Brüdern zusammen zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und von der praktischen Arbeit der Kirche zu lernen. Für die Besucher*innen war es besonders aufschlussreich zu sehen, auf welche Weise sich die ECD-Mitglieder mit Blick auf die kirchlichen Angebote engagieren und wie die Gemeinden Eigenverantwortung und Partizipation innerhalb ihrer Struktur ermöglichen. Abschließend drückten die Delegierten der Afrika-Regionalversammlung der gastgebenden Kirche ihre große Dankbarkeit für die erfahrene Gastfreundschaft und Großzügigkeit aus.

 

 

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