27.01.2025
Über Jahre war Goma eine sichere Stadt für Hunderttausende von Menschen. Was die aktuelle Situation für sie jetzt bedeutet? Die kommenden Tage werden es zeigen. Foto: Pere Celeste
Nach bedeutenden Geländegewinnen in den vergangenen drei Wochen hat die Rebellengruppe M23 am frühen Morgen des 27. Januar die Provinzhauptstadt Goma in Nord-Kivu in der Demokratischen Republik (DR) Kongo eingenommen. Die Truppen der UN-Mission MONUSCO zogen sich in ihren Stützpunkt am Kivu-See zurück und stellten das Feuer ein. Für reguläre Kampfhandlungen gegen die Angreifer haben die Truppen kein Mandat. Es wird außerdem berichtet, dass burundische und südafrikanische Soldaten versuchen, die Kämpfe einzustellen, in Bukavu und Sake soll es jedoch Kampfandrohungen gegeben haben.
Bereits am Wochenende waren Angehörige der UN-Mission MONUSCO aus dem Land gebracht worden, nachdem mehrere Soldaten der internationalen Friedenstruppe getötet worden waren. Die Lage wird derzeit als unübersichtlich und äußerst fragil beschrieben. Die humanitäre Lage ist weiterhin katastrophal, da viele der mehreren hunderttausend Vertriebenen in den letzten Tagen aus den umliegenden Gebieten nach Goma geflohen sind. Hunderte von Zivilist*innen sind in den letzten Tagen und Wochen bei den kriegerischen Auseinandersetzungen getötet worden. Nach Augenzeugenberichten fürchten die Menschen in der Millionenstadt derzeit um Leib und Leben, da es in der Stadt immer wieder zu Schusswechseln kommt.
VEM-Mitgliedskirche betroffen
Auch die Baptistenkirche „Communauté Baptiste au Centre de l'Afrique" (CBCA) mit Sitz in Goma und ihre Gemeinden sind von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. Die Kirche ist Mitglied der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) und leistet seit Jahren humanitäre Hilfe für mehr als eine halbe Million Binnenvertriebene in Ost-Kivu. Die VEM-Gemeinschaft hat diese Hilfe umfassend unterstützt. Angesichts der aktuellen Eskalation in der Region wandte sich der Präsident der Baptistenkirche, Pfarrer Dr. Jonathan Kavusa, mit folgender Botschaft an die VEM-Gemeinschaft: „Wir bitten um Gebet und Solidarität mit den Menschen, die in Goma und Ost-Kivu von Krieg und Gewalt betroffen sind“. Nach Schätzungen sind in der Region mehr als 100 Rebellengruppen aktiv.
Der nationale Präsident der „Kirche Christi im Kongo“ (EEC), Rev. Dr. André Bokundoa, schreibt in einer Pressemeldung: „Die Kirche Christi im Kongo ist tief besorgt über der Verschlechterung der Sicherheitslage und humanitären Situation in der Provinz Nord-Kivu und insbesondere in der Stadt Goma.“ Die ECC-Leitung fordert die Behörden des Landes dringend auf, einen Notfallplan zu aktivieren und den Schutz der vertriebenen Zivilbevölkerung in allen Ländern und Regionen zu gewährleisten. Die EEC-Kirche mit Sitz in Kinshasa (DR Kongo) gehört ebenfalls zur VEM-Gemeinschaft.
Aufruf an die Bundesregierung
Gemeinsam mit dem Ökumenischen Netz Zentralafrika (ÖNZ) ruft die VEM die Bundesregierung auf, auf die ruandische Regierung einzuwirken, die Unterstützung der Rebellengruppe M23 einzustellen und sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einzusetzen. „Es ist zu hoffen, dass in Europa und auch bei der Bundesregierung militärische Konflikte dieser ungeheuren Dimension in Afrika wahrgenommen werden und konkrete Maßnahmen – auch gegenüber Ländern wie Ruanda und anderen beteiligten Ländern in der Region- zur Folge hat, um den Krieg zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen“, so Jochen Motte, JPIC Officer Germany bei der VEM und Mitglied im Beirat der Bundesregierung Zivile Krisenprävention und Friedensförderung.
Die Kämpfe zwischen der M23 und der Armee der Demokratischen Republik Kongo haben sich seit Jahresbeginn intensiviert und die Rebellen konnten immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle bringen. Mit dem Vorrücken der M23 auf die Stadt Goma sind laut UN-Bericht mehr als 400.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen. Auf ihrem Vormarsch eroberte die M23 auch die Städte Masisi und Minova. Lokale Verantwortliche berichten von über 200 Zivilist*innen, die in den von der M23 eroberten Gebieten getötet wurden. In den Krankenhäusern von Goma wurden hunderte Verletzte behandelt. Nach Angaben der Vereinten Nationen starben zwei Kinder, als Bomben auf ein Vertriebenenlager fielen. Human Rights Watch warnt vor wachsenden Gefahren für die Zivilbevölkerung im Kampf der kongolesischen Armee gegen die M23-Rebellen. Laut BBC machen die Hilfsorganisationen beide Seiten für schwere Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung verantwortlich. Es wird befürchtet, dass die Region in offene, schwere militärische Kämpfe verwickelt wird.
Die aktuelle Pressemitteilung zur Situation in Goma finden Sie hier
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