17.11.2018
Im praktischen Teil des zweiwöchigen Partnerschafts-Workshops "So strangers become friends" erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Woche vom 7. bis 14. November, wie der Alltag in der kirchlichen bzw. diakonischen Flüchtlingshilfe in Deutschland aussieht. Besucht wurden die Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal, das Ökumene-Referat des Kirchenkreises Dortmund, die Diakonie Mark-Ruhr in Hagen sowie die Diakonie Saar und hier die Landesaufnahmeeinrichtung des Saarlandes mit dem Anker-Zentrum in Lebach. Die Flüchtlingsberatungsstelle der Diakonie Saar stellte den internationalen Expertinnen und Experten der Migrations- und Flüchtlingsarbeit aus den VEM-Kirchen in Gesprächen die Einrichtung vor und gab Auskunft über alle Facetten der Beratungsdienste rund um das Thema Migration und Integration. Auf diese Weise erhielten insbesondere die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Afrika und Asien einen Einblick in die vielfältigen Angebote für Geflüchtete und lernten alles über das Dublin-Abkommen, die besonderen Herausforderungen mit Blick auf unbegleitete Minderjährige, Sprach- und Integrationskurse, was hinter der Abkürzung BAMF steckt (nämlich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) und wann ein Geflüchteter eine Chance auf einen positiven Asylbescheid hat. In der Auswertungsrunde tauschten die Teilnehmenden ihre jeweiligen Erfahrungen aus und benannten die Vorteile und Herausforderungen der Flüchtlingsarbeit. Angebote wie Kindergarten, Gesundheitsfürsorge, Taschengeld, Traumaheilung und der warmherzige Empfang standen auf der Positivseite. Als Herausfordungen wurden die schwierigen Lebens- und Wohnbedingungen einiger Geflüchteter erkannt sowie die Tatsache, dass die beteiligten Hilfsorganisationen Diakonie, Caritas und das Rote Kreuz staatliche Gelder für ihre Arbeit erhalten. Die hohe Abhängigkeit von staatlichen Geldern wurde von den Kirchenvertretern aus Afrika und Asien als ambivalent betrachtet. In den Begegnungen mit geflüchteten Menschen stieß die Tatsache auf besonderes Interesse, dass einige muslimische Geflüchtete aus Iran und Afghanistan in Deutschland zum Christentum konvertieren. Als Begründung gaben die Konvertiten an, dass sie in Deutschland erstmals Frieden, Freiheit, darunter auch Glaubensfreiheit, Sicherheit, Toleranz und die Liebe in Christus erlebten. Ihrer Ansicht nach hätte die Kirche die Hilfe und den warmherzigen Empfang gar nicht leisten müssen, aber dass sie dies tat und immer noch tut, veranlasste die Neuankömmlinge dazu, eigene Glaubensfragen in einem mehrmonatigen Prozess neu zu beantworten. Dass viele der neu Getauften ihre positiven Erfahrungen ihren muslimischen Familienangehörigen in der Heimat erzählen, sei ein Beweis für ihre grundsätzliche Überzeugung. Rev. Agustinus Purba, Leiter der Karo-Batak-Kirche in Sumatra, Indonesien, fasste seine Eindrücke von der Arbeit der Diakonie Mark-Ruhr in Hagen wie folgt zusammen: "Zwar kann man die Situation in Deutschland nicht mit der diakonischen Arbeit beispielsweise unserer Kirche in Sumatra vergleichen, weil wir uns um Binnenflüchtlinge infolge mehrerer Sinabung-Vulkanausbrüche kümmern, aber dennoch nehme ich einige Erfahrungen mit nach Hause. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Kirche und Diakonie in Deutschland die geflüchteten Menschen aufnehmen, ihnen Essen und Unterkunft geben, medizinische Versorgung, juristische Begleitung und Sprachkurse ungeachtet der Religionszugehörigkeit anbieten und dies alles mit der Liebe und Fürsorge im christlichen Sinne. Die Tatsache, dass viele Menschen in Deutschland die Flüchtlingsarbeit als Freiwillige in verschiedenen Bereichen unterstützen, hat mich ebenso beeindruckt." Die internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops kamen ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen zu der Schlussfolgerung, dass im Rahmen einer von Liebe und gegenseitiger Rücksichtnahme geprägten Flüchtlingshilfe Fremde zu Freunde werden können. Martina Pauly