03.01.2025
Auf Einladung des VEM-Generalsekretärs Andar Parlindungan kam Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer von der EKHN* Anfang Dezember 2024 ins Wuppertaler Missionshaus. In ihrer Propstei Nassau-Nord liegen die meisten Partnerschaften der EKHN zu anderen Kirchen der VEM-Gemeinschaft. Auf der VEM-Vollversammlung im Jahr 2022 vertrat Bertram-Schäfer die EKHN erstmals als Delegierte bei der VEM. Für das Interview traf sie sich mit Martina Pauly, Pressesprecherin der VEM.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben. Zunächst zu Ihren Präferenzen:
Kaffee oder Tee? Kaffee mit Hafermilch.
E-Bike oder klassisches Fahrrad? Klassisches Fahrrad.
Äppelwoi oder Apfelschorle? Äppelwoi.
Luther oder Zwingli? Luther.
Altes Testament oder Neues Testament? Erstes und zweites Testament.
Geschlossenes oder offenes Beffchen? Halboffen, wir sind uniert.
Wie engagieren Sie sich in der Region?
„Ich bin Mitglied im Aufsichtsrat des ehemaligen Zisterzienserinnen-Klosters Gnadenthal, das als Verein zwar eigenständig ist, aber eine starke Beziehung zur EKHN hat. Es ist eine schöne Aufgabe, die ökumenische Kommunität der Jesus-Bruderschaft zu begleiten. Außerdem bin ich im Vorstand des Netzwerk-Vereins im Regionalmanagement Mittelhessen, einem Verein unter der Leitung des hiesigen Regierungspräsidenten, in dem Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vertreten sind. Hier werden beispielsweise Startups gefördert. Der Blick über den Tellerrand und die Möglichkeit zur Vernetzung mit Partnern vor Ort sind für uns als Kirche in der Region ganz wichtig.“
Wie verstehen Sie als Theologin den biblischen Missionsauftrag in Matthäus 28, 19-20 in der heutigen Zeit?
Für mich ist der Auftrag besonders wichtig, dass wir uns aufmachen sollen zu den Menschen in der Welt. „Geht hinaus zu allen Menschen!“ Das bedeutet für mich in erster Linie, dass wir nicht bei uns bleiben und uns in unserer Kirche oder unseren Gemeindehäusern gemütlich einrichten. Wir sollen hinausgehen zu den Menschen und einladend vom Evangelium erzählen, nicht ausgrenzend oder gegenüber bestimmten Menschengruppen abweisend. So sehe ich den Missionsauftrag auch weltweit. Auf Menschen zugehen und unseren Glauben teilen, das ist der Auftrag. Aber nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb unseres Landes oder unserer Kirchen ist es der Auftrag Gottes über Grenzen zugehen, die gesetzt sind oder immer wieder gesetzt werden.
Es bedeutet vielmehr, einladende Kirche zu sein, das Evangelium in den Mittelpunkt zu stellen, von Jesus Christus zu erzählen. Warum ist das Christentum denn so populär geworden? Es ist nicht deswegen, weil Christen sagten, diese Regeln wollen wir und diese Gemeindehäuser oder diese Strukturen, sondern weil sie zu den Armen und Kranken, Witwen und Waisen und zu allen Menschen das Evangelium gebracht haben und das ist ausschlaggebend. So verstehe ich auch den Missionsbegriff „geht zu den Menschen!“.
Wofür braucht die EKHN die VEM konkret?
Um die Beziehung weltweit zu stärken, um aneinander zu wachsen und voneinander zu lernen. Ich war jetzt im Oktober in Tansania und habe dort ein internationales Pastoralkolleg veranstaltet mit Pfarrer*innen aus Tansania und Indonesien und wir haben uns ausgetauscht über das Thema Diakonie und Kirche. Diese Bereicherung brauchen wir als Kirchen und wir als EKHN, um voneinander zu lernen. Die VEM bietet mit ihren Strukturen und Möglichkeiten viele Begegnungskontexte dafür.
Inwiefern spielt Mission für die Kirchen in Deutschland noch eine Rolle, wenn sich die Kirchen hier selbst gar nicht mehr als missionarisch verstehen?
Da ist immer zunächst die Frage, was bedeutet Mission denn? Also wenn ich missio als geschickt werden zu den Menschen verstehe, weil wir von Christus in die Welt gesandt sind, dann spielt der Begriff eine große Rolle. Mission aber eng geführt im Sinne von, dass wir als wissende Kirche zu den Menschen in andere Länder gehen, um denen zu zeigen, wie Glaube geht oder das Evangelium zu verstehen ist, ist dann der falsche Begriff. Aber gesandt zu sein von Christus zu den Menschen, um von der Liebe Gottes zu erzählen, das ist immer unser Auftrag.
Vielen Dank für Ihre Zeit und für das Gespräch!
Zur Person:
Sabine Bertram-Schäfer wurde 1966 in Seefeld in der Nähe von München geboren und wuchs in Bayern und im Westerwald auf. Sie studierte evangelische Theologie in Mainz und Marburg. Ihre erste Pfarrstelle übernahm sie 1997 in Dauernheim bei Nidda. Drei Jahre später wurde sie zur stellvertretenden Dekanin des Dekanats Nidda gewählt und 2005 zur Dekanin des Dekanats Büdingen. Im September 2020 wurde sie von der Kirchensynode der EKHN zur Pröpstin für die Propstei Nord-Nassau gewählt. Seit Januar 2021 ist sie Mitglied der Kirchenleitung. Seitdem hat die Theologin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern auch den Vorsitz des Großen und des Kleinen Konvents der Evangelischen Akademie Hessen und Nassau.
*EKHN = Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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