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28.09.2015

Gemeinsam Kirche sein – Chancen und Herausforderungen am Beispiel der Waldenser Kirche

Eine Gruppe von Studierenden und Theologen besuchte vom 25.-29. September 2015 unter der Leitung von Prof.  Andrea Bieler (Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel) und Angelika Veddeler (Abteilungsleiterin der Region Deutschland der VEM) die kleine waldensische Gemeinde in Vicenza. Gastgeber war Pfarrer William Jourdan, ein junger engagierter Theologe, ausgestattet mit viel Humor und dem Durchsetzungsvermögen, das notwendig ist, um der kleinen evangelischen Kirche in dem mehrheitlich katholischen Italien Gehör zu verschaffen. Die Protestanten stellen kaum zwei Prozent der Bevölkerung dar - Methodisten und Baptisten schon mitgerechnet, die sich vor einiger Zeit unter dem Dach der Waldenser-Kirche zusammengeschlossen haben. Welche Auswirkungen die europäische Flüchtlingspolitik auf Italien bis heute hat, erläuterte Prof. Paolo Naso, Inhaber des Lehrstuhls für Politologie an der Universität in Rom in seinem Vortrag. War Italien lange Zeit ein klassisches Auswanderungsland, so änderte sich dies in den 1980er Jahren mit dem Zustrom von Menschen aus Eritrea und Ghana, die auf der Suche nach Arbeit in das nächstliegende EU-Land kamen. Während Deutschland diese Entwicklung ignorierte, galt in Italien lange Zeit die Devise, wer Arbeit hatte, durfte bleiben. Erst 1989 erhielt Italien ein Einwanderungsgesetz. Mittlerweile leben 5 Millionen Einwanderer in Italien. Die weltweite Finanzkrise in 2008 verschärfte die wirtschaftliche Situation in vielen afrikanischen Ländern. Bis heute versuchen immer mehr Menschen ihrer verzweifelten wirtschaftlichen Lage zu entkommen, indem sie die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer antreten. Jährlich ertrinken etwa 3000 Menschen auf der Überfahrt zwischen Afrika und Europa. Wie reagiert die Waldenser Kirche auf diese dramatische Entwicklung? Prof. Naso stellte dazu das kirchliche Hilfsprogramm „Mediterrenean Hope“ vor. Hierunter beobachtet die Waldenser-Kirche die Situation auf Lampedusa sehr genau. Sie hat zudem ein kleines Empfangszentrum eingerichtet und begleitet die Neuankömmlinge auf ihrem Weg durch die Institutionen. Darüber hinaus engagiert sich die evangelische Kirche auf politischer Ebene für die Anwendung von humanitären Ausnahmeregelungen, die das Schengener Abkommen beispielsweise im Falle von schwangeren oder kranken Flüchtlingen durchaus vorsieht. Ziel der waldensischen Kirche ist es, eine konzertierte Hilfsaktion innerhalb der italienischen Zivilgesellschaft in Gang zu setzen. Dies ist zweifellos eine große gesellschaftliche Aufgabenstellung für die kleine Waldenser-Kirche im Norden Italiens. Und auf der Ebene der Ortsgemeinden? Die waldensischen Ortsgemeinden wie in Vicenza und Verona verfolgen einen bemerkenswert pragmatischen Ansatz. Sie sind mit den mehrheitlich ghanaischen Gemeindegliedern heute längst zu multi-ethnischen Gemeinden gewachsen. Ihre Erfahrungsberichte zeigen jedoch, dass der Weg dorthin ein langwieriger und für alle Beteiligten anstrengender Prozess mit offenem Ende ist. Unterschiede in der Spiritualität, den Wertvorstellungen, aber auch in den Erwartungen an den Pfarrer, den Gottesdienst und nicht zuletzt sprachliche Hürden führen vor allem in der Anfangsphase zu Spannungen. Die Frage danach, inwieweit sich die Theologie ändert, wenn Migranten die Mehrheit in den Leitungsgremien stellen, kann heute noch nicht beantwortet werden. Bislang sind die Gemeindeglieder mit Migrationshintergrund noch nicht mehrheitlich in den Leitungsgremien vertreten. Ein theologisches Fundament oder schriftliche Grundlage für die Entwicklung hin zu einer multi-ethnischen und –kulturellen Kirche gibt es bei den Waldensern bislang nicht. Prof. Naso gibt zu: „Die theologische Dimension ist wichtig. Vor allem für Krisenzeiten brauchen wir dokumentierte feste Vereinbarungen. Bitte gebt uns hierfür noch etwas Zeit.“ Trotz der genannten Unterschiede, haben alle Beteiligten offensichtlich das Grundverständnis, gemeinsam Kirche sein zu wollen und sich dafür zu engagieren. In der Schlussbetrachtung werteten die Waldenser ihre multi-ethnischen Gemeinden durchaus als Win-Win-Projekt: Den ghanaischen Gemeindegliedern gelingt zumeist eine bessere Integration in die italienische Gesellschaft, während die überalterten Kerngemeinden sind und durch die ethnische Diversität kulturell bereichert werden.    (Martina Pauly, Foto: VEM) 

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