28.09.2011
Einen wachsenden Einfluss islamischer Fundamentalisten in Indonesien beklagen Vertreter der „Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Indonesien“ (PGI). Anlässlich eines Besuchs in Berlin auf Einladung der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) erklärte der Vorsitzende der PGI, Pastor Andreas Yewangoe, dass „radikale Elemente aus dem mittleren Osten“ einen negativen Einfluss auf die indonesischen Muslime ausübten. Gemäß der indonesischen Verfassung herrsche in dem südostasiatischen Inselstaat Religionsfreiheit. Praktisch werde es jedoch für Christen immer schwieriger, dieses Recht auch auszunutzen.
Attentat auf Kirche
So hätten in den letzten sieben Jahren rund 150 Kirchengebäude in dem südostasiatischen Inselstaat geschlossen werden müssen. Dies sei vor allem auf Druck örtlicher Bürgermeister und lokaler Gruppen geschehen, sagte Yewangoe. „Wenn dieser Druck anhält, und die Regierung dazu weiter schweigt, muss ich fürchten, dass sich Indonesien radikalisieren wird.“ Erst vor wenigen Tagen wurden bei einem Anschlag auf eine Kirche in Zentral-Java fast 30 Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Ein Selbstmordattentäter hat sich in der vollbesetzten Bethel Injil Sepuluh Church in der Stadt Solo in die Luft gesprengt. Erst eine Woche zuvor waren bei Unruhen zwischen Muslimen und Christen in der Provinz Maluku ums Leben gekommen und mindestens 60 weitere verletzt worden,
Auch andere Religionsgemeinschaften unter Druck
Yewangoe betonte, dass auch andere Religionsgemeinschaften zunehmend unter dem Druck arabischer Muslime zu leiden hätten. So gebe es ein Dorf, in dem seit ewigen Zeiten eine große Buddha-Statue in der Stadt stand. Nun habe sie auf Druck von Muslimen abgebrochen werden müssen. Auch muslimische Gruppen, die ihre Gebete in der Landessprache Bahasa Indonesia und nicht auf Arabisch sprechen, gerieten zunehmend unter Druck.
Probleme bei Religionswechsel
„Unsere Regierung erfüllt ihre Aufgabe, die Religionsfreiheit zu garantieren, derzeit nicht“, so Yewangoe. Zunehmende Schwierigkeiten gebe es auch beim Religionswechsel: Während es in Indonesien viele Jahre kein Problem gewesen sei, wenn Muslime Christen und Christen Muslime wurden, sei dies in den letzten zehn Jahren „immer schwieriger“ geworden, erklärte PGI-Generalsekretär Gomar Gultom. Ein Problem sei dabei allerdings auch das Auftreten charismatischer Christen aus Korea und den USA, die mit Missionsarbeit unter Slogans wie „Win Indonesia for Christ“ die Situation weiter verkomplizierten. Die PGI verstehe den christlichen Missionsauftrag aber nicht als Befehl, Muslime zum Christentum zu bekehren, sondern als Auftrag, als Christen für andere Menschen da zu sein und so Zeugnis abzulegen vom Glauben.
Fundamentalismus wächst
Gultom betonte aber gleichzeitig, dass Christen auch dort unter Druck gerieten und Kirchen schließen müssten, wo es keine Charismatiker gebe. „Unser wirkliches Problem ist das Wachstum des fundamentalistischen Islams.“ In Indonesien gehören etwa neun Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an, rund 18 Millionen der 232 Millionen Indonesier sind Protestanten. 88 Prozent der Bevölkerung sind muslimisch.
Menschenrechtsaktion für Religionsfreiheit
Die Vereinte Evangelische Mission wirbt in ihrer diesjährigen Menschenrechtsaktion für die Religionsfreiheit aller Menschen. „Als VEM möchten wir im Rahmen unseres Eintretens für Menschenrechte dazu beitragen, dass dieses Recht für alle Menschen durchgesetzt und geachtet wird“, sagt Dr. Jochen Motte. „Gleichzeitig fördern wir interreligiöse Begegnung und Dialog.“