27.10.2014
Die Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel und die Vereinte Evangelische Mission veranstalteten am vergangenen Wochenende eine Tagung zum Thema „Magie, Hexerei und Dämonenaustreibung“, die ihrer Art vermutlich einzigartig war. Etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Europa, Asien, Afrika und den USA – Theologen, Religionswissenschaftler, Anthropologen und Studierende – diskutierten die Herausforderungen, die dieses Thema für Kirchen weltweit darstellt.
Hexerei, Besessenheit und Dämonen: Trotz Aufklärung und Moderne sind Erfahrungen dieser Art für afrikanische und asiatische Christinnen und Christen Teil ihres Alltags. Diese Phänomene intensivieren sich in vielen Teilen der Welt stetig. Im Westen dagegen führen sie höchstens ein Randdasein.
Besessenheit und Befreiung Die große Bedeutung des Themas bewies eindrucksvoll ein Video, das Bischof Dr. Jaharianson Saragih von der Christlich-Protestantischen Simalungun-Kirche (GKPS) vom „Abdi Sabda Theological Seminary“ in Sumatra, Indonesien, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorführte: Theologen und Studierende kümmern sich um schreiende, um sich schlagende junge Menschen, deren Gliedmaßen außer Kontrolle scheinen.
Ungewöhnlich und neuFilmmaterial, das besonders deutsche Teilnehmende herausforderte. Krankenhausseelsorger Dirk Puder: „Das ist neu und sehr ungewöhnlich für mich. Ich weiß nicht, wie ich ein solches Geschehen in meine gewohnten Denkmuster einordnen kann.“ Und Judith Schäfer, Theologiestudentin der Kirchlichen Hochschule im dritten Semester ergänzt: „Ich habe zunächst einmal nach medizinischen Erklärungsmustern gesucht. Auf jeden Fall habe ich in diesem Film Dinge gesehen, über die ich weiter nachdenken muss.“
Starker Glaube Pastor Dr. Opoku Onyinah, Leiter der „Church of Pentecost“ (mit über 1 Million Mitgliedern die größte evangelische Kirche Ghanas und missionarisch weltweit aktiv), unterstreicht: „In Ghana ist der Glaube, dass manche Menschen übernatürliche Kräfte haben, die für Gutes oder für Böses benutzt werden können, sehr stark. Die Existenz des Bösen ist seit Beginn der Schöpfung in unseren Gesellschaften evident. Wir müssen die Kräfte, die hinter dem Bösen stehen, identifizieren.“ Und er fügt an: „Ziel der „deliverance ministries“ ist es, Menschen frei zu machen von den Einflüssen Satans und seiner bösen Geister, die Trübsal, Leiden, schlechte Gewohnheiten und Versagen im Alltag mit sich bringen.“
Einfache WahrheitAussagen wie diese sorgten zwischen den Tagungsgästen für lebhafte Diskussionen. Dr. Henning Wrogemann, Professor für Missions- und Religionswissenschaft und Ökumenik an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und Direktor des Instituts für Interkulturelle Theologie und Interreligiöse Studien (IITIS): „Wenn Sie in unserem Kontext Phänomene dieser Art ansprechen, dann hören sie oft: Sie müssen doch einfach nur die Wahrheit sagen: Es gibt keine Dämonen und keine Hexen. Mit dieser Weltsicht, denke ich, wird jeder ernsthaften Diskussion die Grundlage entzogen.“
Diskussionen angefachtCharlotte Njikoufon, Mitarbeiterin der Organisation „Frauenrecht ist Menschenrecht“ in Frankfurt, appellierte gegen Ende der Tagung eindringlich an die Vertreter westlicher Theologie, dieses kontroverse Themenspektrum auch in Europa aufzugreifen: „Ich arbeite tagtäglich mit Soziologinnen und Anthropologinnen zusammen, die sich scheuen, dieses Thema überhaupt anzusprechen. Warum ist das so? Unabhängig davon, ob meine deutschen Kolleginnen das wollen oder nicht: Für unsere Klientinnen sind diese Dinge Teil ihrer eigenen Erfahrungen. Bitte beginnen Sie hier im Westen, über dieses Thema zu sprechen.“
Praktiker und Kritiker an einem TischNach Abschluss der Tagung erklärte Prof. Wrogemann: „Das Einzigartige an dieser Tagung war, dass sie Religionswissenschaftler, Anthropologen und Theologen ebenso zusammen gebracht hat wie theologische Lehrer und Lehrerinnen aus Afrika, Asien, Europa und USA sowie Studierende und Pfarrer aus Deutschland; Menschen, die Dämonenaustreibung praktizieren und solche, die diesem Phänomen äußerst kritisch gegenüber stehen.“
Wichtige AnregungenUnd Dr. Claudia Währisch-Oblau, Leiterin der Abteilung Evangelisation der Vereinten Evangelischen Mission, ergänzt: „Die Zusammenarbeit zwischen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und der VEM war für diese Tagung von besonderer Bedeutung. So haben wir auf höchstem akademischen Standard diskutiert und gleichzeitig ganz praxisnah. Afrikanische und asiatische Perspektiven wurden genauso gehört wie europäische und amerikanische, so etwas gab es meines Wissens bisher noch nicht. Ich habe kaum jemals nach einer Tagung so begeisterte und dankbare Teilnehmende erlebt; die Anwesenden haben alle für ihre jeweilige Situation wichtige Anregungen mitnehmen können.“
Für weitere Informationen:
www.iitis.de