14.05.2012
Die internationale Studiengruppe des Instituts für Diakoniewissenschaften und Diakoniemanagement der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und der VEM, die seit dem 10. April 2012 das vierte Modul des MA Kurses „Diaconic Management“ am Sebastian Kolowa University College (SEKUCo) in Magamba/Tansania absolviert hat, hatte am 2. Mai 2012 einen prominenten Dozenten: Am letzten Tag des Moduls hielt der ehemalige Staatspräsident Tansanias, Benjamin Mkapa, eine Vorlesung über „Visionary Leadership and Efficient Management“. Der 78 Jahre alte Mkapa, der seine Schulzeit an einer Schule deutscher Benediktiner im Süden Tansanias verbracht hatte, beschrieb die öffentliche Verantwortung der Kirchen in seinem Land und erinnerte an ihre Rolle, Frieden und Vielfalt in Tansania zu erhalten und zu schützen. Tansania, so wie alle Staaten Ost- und Südafrikas, sei ein multi-ethnisches und multi-religiöses Land. Den Frieden zwischen den unter-schiedlichen Bevölkerungsgruppen und Religionen zu erhalten sei eines der höchsten Ziele für die Politik. Dabei seien die Kirchen ebenso wie alle anderen gesellschaftlichen Kräfte gefordert.
Von Studierenden gefragt, was das Geheimnis des tansanischen Friedens sei in einer Region, die in den meisten Ländern von Konflikt und Gewalt geprägt seien, erwiderte Mkapa, dieser Friede sei weniger einem einzigen Geheimnis zu verdanken als vielmehr vielen konkreten Maßnahmen, die für Ausgleich und Verständigung zwischen den verschiedenen Gruppierungen und Religionen sorgen. Der erste Präsident Tansanias, Julius Nyerere, habe ihm persönlich bei seiner Amtseinführung die Verantwortung für diesen Frieden besonders ans Herz gelegt: „Mwalimu gab mir den Rat, sehr genau darauf zu achten, dass die verschiedenen Gruppen der Bevölkerung in meiner Regierung vertreten seien“, sagte Mkapa. Der Staat müsse zudem in all seinen Institutionen säkular bleiben und nicht eine der Religionen bevorzugen. In dem gegenwärtigen Prozess der Formulierung einer neuen Verfassung für Tansania etwa sei die Beteiligung von Vertretern aller Religionen ein zentrales Anliegen der Zivilgesellschaft.
Hier sah Mkapa eine besondere Aufgabe für christliche Kirchen ebenso wie für andere religiöse Gruppierungen. Den Studierenden riet er, sich als Kirchen nicht mundtot machen zu lassen. „Wenn zum Beispiel die Kirchen keinen Zugang zu den Medien haben – nutzen Sie Ihre starken internationalen Verbindungen! Die freie Meinungsäußerung muss Ihr Recht sein!“ Im zweiten Teil seiner Vorlesung ging Mkapa auf Charakteristika effizienten Managements ein. Er erinnerte die Studenten und Studentinnen an ihre hohe Verantwortung für ihre Länder und Kirchen: Besonders die „Laziness of Mind“ sei es, die sie vermeiden und bekämpfen müssten. „Und: Leadership darf nie mit Pomp verwechselt werden!“ betonte der Ex-Präsident. Er rief die Studierenden auf, wach und beweglich zu bleiben und ihre Welt weiterhin mit großer Aufmerksamkeit zu betrachten: „Nur dann finden Sie die richtigen Handlungsansätze!“
„Sonst rede ich eigentlich nicht so offen“, schmunzelte Mkapa am Ende des Vormittags. Sichtlich beeindruckt zeigte er sich von der Vielfalt der Studierenden, die aus sieben Nationen in Afrika und Asien kommen. Den lebendigen Austausch mit ihnen empfinde er als äußerst bereichernd, betonte Mkapa.
Während des anschließenden Mittagessens wurde im Beisein des Ex-Präsidenten eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Institut für Diako-niewissenschaften und Diakoniemanagement der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, der VEM und dem SEKUCo unterzeichnet.