03.09.2013
Umweltzerstörung, Missachtung von Menschenrechten der Arbeiter, Vertreibung von Menschen von ihrem Land: Was die Massenproduktion von Palmöl alles anrichten kann, darüber hatte die Vereinte Evangelische Mission (VEM) bereits mehrfach berichtet. Mit der Einführung des Siegels des Runden Tischs Nachhaltiges Palmöl (RSPO) haben die Industrie und die zuständigen Ministerien in Deutschland und Indonesien vor zehn Jahren auf die Missstände reagiert. Zweifel an der Wirksamkeit dieses Siegels seien aber angebracht, sagte Dr. Jochen Motte, Mitglied des VEM-Vorstands, am Montagabend bei einer gemeinsamen Veranstaltung zum Thema "Außer Kontrolle? Palmölanbau in Indonesien" von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.V., Watch Indonesia und VEM in Berlin. Die Lage für die Arbeiter auf den Palmölplantagen sei immer noch katastrophal.
Kinderarbeit auf den Plantagen
Die Rechte der schätzungsweise mehr als eine Million Arbeiter in Indonesien würden mit Füßen getreten, bestätigte VEM-Klimaberater Saurlin Siagian, der sich seit 13 Jahren mit dem Thema Palmöl beschäftigt. Die Löhne seien extrem niedrig, nach wie vor arbeiteten Kinder auf den Plantagen. Oft seien die Arbeiter direkt auf den Plantagen in entlegenen Gebieten untergebracht – unter miserablen Lebensbedingungen, abgeschottet von der Außenwelt und so auch ohne Chance, auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Siagian wies darauf hin, dass 60 bis 70 Prozent zur Schwarzarbeit gezwungen würden. Sie stünden so völlig ohne Rechte da.
Arbeiter werden nicht gefragt
Das Problem bei der Palmöl-Zertifizierung seien mangelhafte Kontrollen, erklärte Siagian. Zwar gingen die Forderungen des RSPOs in die richtige Richtung – was nütze das aber, wenn sich Unternehmen zur Einhaltung bereiterklärten, dies aber faktisch nicht täten? Das Siegel werde verliehen, ohne die Arbeiter selbst nach ihren Arbeitsbedingungen zu befragen. Man verlasse sich ausschließlich auf die Angaben der Firmen selbst, der Behörden vor Ort und anderer lokaler Autoritäten wie der Polizei. So sei ein Nachhaltigkeitssiegel aber wenig aussagekräftig. Siagian forderte den RSPO dazu auf, die Arbeiter mit in den Zertifizierungsprozess mit einzubeziehen. Nur so könne sich langfristig etwas an den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen ändern.