03.05.2018
Deutsche VEM-Mitgliedskirchen rekrutieren in Zusammenarbeit mit den VEM-Regionen Deutschland, Afrika und Asien eine Reihe von ökumenischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für drei bis sechs Jahre an der Seite ihrer deutschen Pastorenkollegen in den deutschen Gemeinden arbeiten. Diese Auslandsstellen ermöglichen einen perfekten theologischen und interkulturellen Austausch, bei dem Menschen mit unterschiedlichem konfessionellem Hintergrund zusammengebracht werden. Dabei wird deutlich, dass eine Kirchengemeinde, die von einem ökumenischen Pfarrer mitbetreut wird, eine interkulturelle Bereicherung ist, Lernmöglichkeiten bietet, Gemeinden unterstützt und eine engere Zusammenarbeit zwischen deutschen und ausländischen Theologinnen und Theologen ermöglicht. Oftmals ergeben sich freundschaftliche interkulturelle Gespräche.
Ökumenische Mitarbeitende der VEM sind in ihren Gemeinden sehr aktiv: Während ihrer Zeit in Deutschland sind diese Mitarbeitenden daran beteiligt, die Bedürfnisse ihrer Schwestern und Brüder in den Gemeinden mit Blick auf den Gottesdienst und die Gemeinschaft zu erfüllen. Dazu gehören unter anderem die Teilnahme an wöchentlichen Gottesdiensten, Partnerschaftssonntagen, Chorproben, Bibelgruppen, Tauf- und Konfirmationsgottesdiensten und die Teilnahme an sozialen Projekten, die von der Gemeinde und der deutschen Zivilgesellschaft initiiert werden. Ökumenische Mitarbeitende setzen so ihre Talente zum Vorteil der gastgebenden Gemeinden ein.
Soziale Interaktionen zwischen Mitarbeiternden und Gemeinden: Auch die Familien der Mitarbeitenden treten untereinander und mit anderen Gemeindemitgliedern in Kontakt. Dies ist ein authentisches Zeugnis der Internationalisierung der VEM und führt zu einem echten Austausch innerhalb der Gemeinde.
So gab es zum Beispiel am 29. April in Dortmund-Schüren eine Taufe und Konfirmation von Christophore Niwemahoro, dem Sohn von Esperance und Pastor Karangwa Valens aus der Presbyterianischen Kirche Ruandas. Zwei weitere Süd-Nord-Mitarbeitende, nämlich Pastorin Elisabeth von Francois von der namibischen Mitgliedskirche ELCRN, die als Austauschpfarrerin in Tecklenburg für die Evangelische Kirche in Westfalen arbeitet und Pastor Robert Byamungu von der Baptistenkirche (CBCA) aus der Demokratischen Republik Kongo, der in Castrop-Rauxel tätig ist, sind mit ihre Familien und deutschen Gemeindemitgliedern in Dortmund zusammengekommen, um sich anschließend zum gemeinsamen Essen und Gedankenaustausch zu treffen. Auf diese Weise werden die afrikanischen Mitarbeitenden erfolgreich in die kirchliche Arbeit eingebunden. Viele von ihnen sind bereits mehrsprachig, da sie in ihren unterschiedlichen Heimatländern verschiedene Sprachen sprechen. In Deutschland bemühen sie sich, Deutsch zu lernen, um sich im Alltag verständigen zu können. Darüber hinaus nehmen sie oftmals am politischen Diskurs teil und wollen mehr über die Kirche und die Gebräuche in Deutschland erfahren, beispielsweise über die Essgewohnheiten und die Tradition des Sonntagsspaziergangs. Das ist es, worum es bei der Integration der ökumenischen Mitarbeitenden in den deutschen Kirchen geht.
Die Arbeit der ökumenischen Mitarbeitenden ist eine Reverse-Mission-Bewegung: Im Gespräch mit ökumenischen Mitarbeitenden in den Gemeinden erfuhr ich, dass sie sich selbst als Missionare verstehen, die von der VEM nach Deutschland entsendet werden, um Gott durch die Kraft des Heiligen Geistes zu dienen. Sie versehen ihren Missionsauftrag in einem Land, das zwar große christliche Kirchen hat, deren Sonntagsgottesdienste jedoch in erster Linie nur von ein einigen älteren Menschen besucht werden. Sie sehen ihre Hauptaufgabe darin, eine christliche Erweckung in einer sterbenden Kirche zu initiieren und die Herausforderung anzunehmen, „insbesondere die deutschen Jugendlichen zu Christus zu bringen“. Die Gemeindeleitungen erkennen, dass die Süd-Nord-Mitarbeitenden wie folgt theologisch darauf vorbereitet sind:
- Sie verstehen Konzepte von Mission und Evangelisation.
- Sie bringen gelegentlich Elemente der Theologie des “geistlichen Kampfes” mit, die deutsche Protestanten manchmal auch abschreckt.
- Afrikanische oder asiatische Pastoren werden nicht als Migranten, wirtschaftliche oder politische Flüchtlinge wahrgenommen, die aufgrund einer Notlage in Deutschland sind.
- Es herrscht Einigkeit darüber, dass die theologische Ausbildung die Grundlage für die Arbeit eines Pfarrers und einer Pfarrerin ist. Sie alle besitzen zwar eine Grundausbildung, wollen aber in Deutschland weitere theologische Studien absolvieren.
- Auf die Frage nach der Lernerfahrung in einer deutschen Gemeinde entgegnen ökumenische Mitarbeitende, dass ihnen dort die Chance geboten werde, etwas über interkulturelle Hermeneutik und interkulturelle Kommunikation zu lernen, aber auch mehr zu erfahren über die deutsche Geschichte, Theologie und Soziologie sowie praktische Übungen wie das Predigen in einer deutschen Gemeinde oder die Trauerbegleitung zu machen.
Text: Pastor Dr. John Wesley Kabango, Abteilung Afrika Foto: VEM-Bildarchiv