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08.04.2025

Ruanda gedenkt des Völkermordes vor 31 Jahren

In der zentralen Gedenkstätte in Kigali findet wichtige Erinnerungs- und Heilungsarbeit statt, ebenso wie in den kleinen Gedenkstätten in ganz Ruanda. Foto: Susanne Seiler, VEM

7. April 1994 – 7. April 2025: Ruanda gedenkt des Genozids an den Tutsi zum 31. Jahrestag – „Kwibuka 31“

Der dreimonatige Genozid an den Tutsi in Ruanda begann in der Nacht des 6. April 1994. Die Wurzeln liegen in kolonial befeuerten ethnischen Spaltungen, die ab dem Jahr 1959 Hass und starke Diskriminierung zur Folge hatten. Durch die koloniale Verwaltung und das Wirken einzelner Missionar*innen wurde die ethnische Spaltung auch nach der Unabhängigkeit im Jahr 1962 in der staatlichen Verwaltung verfestigt. Zwischen 1964 und 1973 kam es wiederholt zu Tötungen und zur Zerstörung von Eigentum von Tutsi, wobei viele Unschuldige getötet wurden. Zahlreiche Menschen suchten damals Zuflucht in den Nachbarländern Ruandas: in Burundi, der DR Kongo, Uganda und Tansania.

Diese Massenmorde an Tutsi eskalierten in einem Maße, das schließlich auch von den politischen Machthabenden nicht mehr kontrolliert werden konnte. Der Auslöser des Völkermords war der Abschuss des Flugzeugs des damaligen Präsidenten Juvénal Habyarimana in der Nacht des 6. April 1994. Dies führte zur massenhaften Ermordung von Tutsi und von Angehörigen anderer Bevölkerungsgruppen, die sich dem Extremismus widersetzten. Erschütternd war das Schweigen der internationalen Gemeinschaft angesichts der Massentötungen. Besonders schmerzhaft war die Untätigkeit der UN-Truppen, die nicht in der Lage waren, das Morden zu beenden. Einige Politiker*innen verbreiteten 1994 Hassbotschaften, während die politisch Verantwortlichen die Angriffe auf Tutsi-Gemeinschaften nicht stoppten. So wurde schätzungsweise eine Million unschuldiger Menschen getötet. Dieser entsetzliche Völkermord brachte Ruanda in eine Lage massiver Herausforderungen: Zahlreiche Menschen kamen ums Leben, soziale Infrastruktur wurde zerstört, und das Land stand vor der enormen Herausforderung, die Verluste zu ersetzen, sowohl an menschlichen Verlusten als auch an Sachwerten.

 

Kwibuka = „Erinnern“ bedeutet: Widerstandskraft, Versöhnung und Erneuerung –für Ruander*innen und die internationale Gemeinschaft

Seit Juli 1994 existiert eine Regierung der Nationalen Einheit, die nicht nur das Morden beendet hatte, sondern auch mit dem Ziel, den Wiederaufbau und die nationale Einheit zu fördern – kein einfaches Unterfangen in einem Land, das gerade zerstört wurde. Maßnahmen zum Wiederaufbau, zur Versöhnung und zur Durchsetzung von Gerechtigkeit wurden eingeleitet, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Schäden zu beheben. Ein sichtbarer Schritt war, die Bevölkerung zu ermutigen, als Ruander*innen wieder „eins“ zu sein und sich nicht mehr als verschiedene Bevölkerungsgruppen zu identifizieren. Sichtbar wurde diese positive Veränderung in den neuen Personalausweisen, die keine ethnischen Merkmale mehr nennen, wie sie 1933 von der belgischen Kolonialmacht eingeführt wurden, sondern alle Ruander*innen gleichermaßen als solche ausweisen.

 

Kwibuka 31 – Erinnern bedeutet: Aus der Vergangenheit lernen, um ein neues Ruanda aufzubauen, in dem Hass und Spaltung keinen Platz mehr haben.

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) hat den Wiederaufbau Ruandas durch Unterstützung ihrer Mitglieder in Ruanda mitgetragen: der Presbyterianischen Kirche EPR* und der Anglikanischen Kirche EAR*. Ein sichtbarer Beitrag der VEM war ihr starkes Engagement für die Verkündigung des Evangeliums in Ruanda und die Unterstützung der Opfer des Genozids von 1994. Dies geschah durch soziale Arbeit in den Bereichen Gesundheit, Bildung und allgemeines Wohlergehen der Bevölkerung.

Teilnahme aus der VEM-Gemeinschaft an den Gedenkfeiern der ruandischen Gesellschaft zum 31. Jahrestag des Genozids an den Tutsi

In diesem Jahr plant eine Gruppe von 20 Mitarbeitenden von NS-Gedenkstätten in NRW eine Reise nach Ruanda vom 23. April bis zum 5. Mai 2025. In Kooperation mit der VEM werden sie Gedenkstätten besuchen und sich mit verschiedenen Menschen aus der Gesellschaft sowie Führungspersönlichkeiten über die Zukunft austauschen. Dabei wird deutlich werden, wie der Genozid an den Tutsi 1994 die Ruander*innen getroffen hat, welchen Konsequenzen sich das ganze Land gegenübersieht, aber auch, welche Anstrengungen Regierung und Kirche im Heilungsprozess der Nation unternehmen. Die ruandischen Strategien des „Nie wieder!“ werden als Inspiration in die weitere VEM-Gemeinschaft zurück getragen: eine Botschaft der Solidarität und der Gemeinschaft im Alltag, sowohl in Ruanda als auch bei den VEM-Mitgliedern.

Als Schwestern und Brüder der Ruander*innen bittet die VEM-Gemeinschaft von Kirchen – 39 Mitglieder in Afrika, Asien und Deutschland – um Gebet für „Kwibuka 31“: Dafür, dass Gott die guten Strategien des friedlichen Zusammenlebens stärkt, damit der Wiederaufbau Ruandas weitergehen kann. Die Feierlichkeiten zu „Kwibuka 31“ sind eine Einladung zur Erinnerung. Sie sind ein weltweiter Aufruf an alle Nationen, dass Kriege niemals eine Lösung sind – sie führen nur zu unschuldigen Toten, Leid und zerstören, was menschliche Wesen erreicht haben. Aus der Erfahrung Ruandas zu lernen und zusammenzustehen erinnert uns daran: das Töten von Menschen darf sich nirgendwo auf der Welt jemals wiederholen.

 

Autor: Pfarrer Dr John Wesley Kabango, Leiter Division Afrika der VEM

 

*EPR = Eglise Presbytérienne au Rwanda (Presbyterianische Kirche in Rwanda)

*EAR = Eglise Anglicane au Rwanda (Anglikanische Kirche in Rwanda)

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