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08.05.2025

Sieben Schritte

…auf dem Weg zu einer sichereren Kirche:

Nancy Janz zeichnet in ihrem Artikel im VEM-Journal 2/2025 (s. unten) ein Bild einer Kirche, wie sie sein könnte: Ein Bild einer sichereren Kirche.

Hier lesen Sie, was Sie konkret tun können. Dazu ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Person unverzichtbar.

 

Für Leitungspersonen beginnt alles mit Selbstreflexion: Sie kartieren ihre eigenen Machtbereiche, nehmen Coaching oder Supervision in Anspruch und fragen danach: Welche Privilegien sichern mir Einfluss – und wo blende ich Risiken aus?

 

Aus dieser Ehrlichkeit erwächst der Mut, Wissen zu verankern. Pflichtschulungen zu Täterstrategien, Nähe‑Distanz‑Regeln und Betroffenen­perspektiven werden nicht mehr als bürokratische Pflicht empfunden, sondern als unverzichtbares Führungswerkzeug.

 

Wer gelernt hat, hinschauen zu wollen, öffnet niedrigschwellige Meldewege. Auf Websites, Aushängen oder in Gemeindebriefen, dort steht unmissverständlich, an wen man sich wenden kann – schriftlich, telefonisch, digital oder persönlich. Das Thema Macht- und Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt wird besprechbar in Gottesdiensten, Gremien und Veranstaltungen.

 

Doch Offenheit braucht Räume: Durch transparente Architektur – offene Türen, Glaseinsätze oder das Zwei‑Personen‑Prinzip – schrumpfen die Grauzonen, in denen Übergriffe leicht geschehen können. Gelebte Schutzkonzepte sind keine Papiertiger, sondern der organisatorische Airbag einer Kirche. Ohne klares Engagement und sichtbar gelebtes Vorbild der Leitung bleibt der Airbag unausgelöst. 

 

Damit Hinweise fair geprüft werden, müssen externe, unabhängige Stellen zur Unterstützung und Beratung hinzugezogen werden, damit Menschen wissen: Mein Anliegen landet nicht in der gleichen Hierarchie, die mich vielleicht schon einmal im Stich gelassen hat.

 

All das kostet – doch das Geld ist gut investiert. Darum stellt die Leitung sichtbare Ressourcen bereit: Zeitbudgets, Fortbildungsmittel und Supervision. Prävention darf nicht länger vom guten Willen einzelner Personen abhängen.

 

Schließlich zählt das gelebte Beispiel: Leitung, die Vorbild ist, benennt Fehler offen, lässt Kritik zu und reflektiert diese und macht Konsequenzen nachvollziehbar. Erst dann wird aus Papierordnung eine erlebte Schutzkultur.

 

Noch einmal zusammengefasst:

  1. Selbstreflektion
  2. Wissen verankern
  3. Niedrigschwellige Meldewege
  4. Transparente Architektur
  5. Externe Stellen
  6. Sichtbare Ressourcen
  7. Vorbild sein

 

Wir laden Sie ein, gemeinsam Kirche zu einem Ort zu machen, an dem Begegnungen voller Liebe, Hoffnung und geteiltem Glauben möglich sind. Sicherer für alle.

 


 

Hier noch einmal der vollständige Artikel aus dem Journal:

 

Macht bewusst gestalten

Führung, die schützt

 

von Nancy Janz

Ein Jahr nach der Veröffentlichung der ForuM‑Studie lassen mich ihre Zahlen noch immer nicht los – sie überraschen nicht, doch sie fordern eine Haltung und Auseinandersetzung in allen Tiefen.

Denn hinter diesen erschreckenden Zahlen, die noch nicht einmal das ganze Ausmaß zeigen, steckt mehr als individuelles Versagen: Sie legen strukturelle Machtverhältnisse offen, die Übergriffe begünstigt und Verantwortungen verwischt haben.

 

Macht, die keiner sieht, ist gefährlich

In der evangelischen Kirche reden wir gern von flachen Hierarchien, geschwisterlichem Miteinander und geteilter Verantwortung. In Wahrheit aber liegen Haushaltsmittel, Personalhoheit und theologische Deutungshoheit bei wenigen Personen. Weil sich Macht zugleich auch auf viele Gremien verteilt und damit scheinbar verdünnt, entsteht eine gefährliche Verantwortungsdiffusion: Niemand fühlt sich zuständig – und Täter*innen finden Grauzonen, in denen sie unbehelligt agieren können. Wer die Worte „Macht“ oder „Autorität“ ausspricht, muss oft erst den Vorwurf abwehren, „weltlich“ zu denken. Doch eine Kirche, die über Macht nicht spricht, verliert die Kontrolle über die Macht. Sichtbar gemachte und verteilte Macht dagegen schafft Sicherheit. Jede klare Benennung von Gewalt, von Macht und Machtmissbrauch – in Teams, Gremien und Einrichtungen – sowie die konsequente Umsetzung von Schutzkonzepten mit eindeutigen Zuständigkeiten für Prävention, Intervention, Anerkennung und Aufarbeitung senden das Signal: Hier wird hingeschaut, hier gelten Regeln.

 

Warum sich der Aufwand lohnt

Offenheit zahlt sich aus. Gemeinden, die transparent kommunizieren, verlieren weniger Mitglieder, Spenden und gesellschaftliches Vertrauen. Haupt‑ und Ehrenamtliche engagieren sich länger in einem Umfeld, das sie schützt und in dem Konflikte lösbar scheinen.

Und schließlich wird geistliche Authentizität möglich – Verkündigung und Praxis klaffen nicht mehr auseinander.

Wie auf der EKD‑Pressekonferenz zur Veröffentlichung der ForuM‑Studie, in der Bischöfin Kirsten Fehrs im Namen der Kirche um Entschuldigung bat: „Wir haben Schuld auf uns geladen, weil wir weggesehen und nicht gehandelt haben. Wir bitten die Betroffenen um Vergebung.“ Versagen und Verantwortung wurden hier klar benannt. Doch es gilt, diesen Worten sichtbare Taten folgen zu lassen, die Betroffenen tatsächlich Verbesserungen bringen.

 

Ein Appell an Aufrichtigkeit und Entschuldigung

Leitung darf keine Angst vor dem Wort „Schuld“ haben. Eine ehrlich ausgesprochene Entschuldigung kostet Überwindung, doch sie kann Türen öffnen: für Betroffene, die ernst genommen werden; für Mitarbeitende, die erleben, dass Fehler benannt statt verdeckt werden; für Gemeinden, die spüren, dass ihre Leitung den Mut hat, Verantwortung zu tragen. Entschuldigung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck geistlicher Stärke. Sie schafft die Basis dafür, dass Vergebung – wenn sie irgendwann möglich wird – authentisch und nicht verordnet ist.

 

Theologische Tiefenschärfe

Die ForuM‑Studie kritisiert zurecht den kirchlichen „Vergebungszwang“. Leitung, die Macht reflektiert, weiß: Vergebung kann nicht gefordert werden, Vergebung kann nur frei wachsen. Erst wenn Wahrheit, Gerechtigkeit und echte Anerkennung von Leid Raum haben, wird Gnade glaubwürdig verkündet. Machtkritik ist kein bürokratisches Anhängsel, sondern Teil unseres Glaubensauftrags. Darunter verstehe ich das regelmäßige Benennen von Machtquellen, das Offenlegen von Entscheidungswegen und das bewusste Beschneiden von Privilegien dort, wo sie andere gefährden könnten. So kann Leitung wirklich als Leitung mit Verantwortungsbewusstsein gesehen werden. Und nur so, kann unsere Kirche sicherer werden.

 

Persönlicher Schluss

Als die Studie erschien, war ich wütend – und hoffnungsvoll zugleich. Wütend, weil so vieles hätte verhindert werden können. Hoffnungs­voll, weil ich durchaus erlebe, dass Leitungspersonen heute bereit sind, sich diesen Fragen zu stellen. Wer sich mutig mit Macht, Ohnmacht und sexualisierter Gewalt auseinandersetzt, wer Entschuldigung nicht scheut und Verantwortung übernimmt, wird zum Katalysator des Kulturwandels. Offene, transparente Führung stärkt Rechtssicherheit, spart Krisenenergie und schenkt Menschen Raum, angstfrei zu glauben und zu arbeiten. Sicherheit wird zur Selbstverständlichkeit, wenn Leitung sie will, gestaltet und sichtbar lebt.

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