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11.06.2018

"UEM goes Europe"

Zum Auftakt der thematischen VEM-Konferenz der Region Deutschland am 8. und 9. Juni in Mainz stellte Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller, Vize-Moderator der VEM und Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen, in seinem Impulsvortrag die Frage danach, was so unterschiedliche Länder wie die Philippinen, Russland, Türkei, USA, Ungarn, Polen, Italien einerseits und Frankreich, Deutschland und die Niederlande andererseits verbindet. "In den erst genannten Ländern versuchen autoritäre rechtspopulistische Regierungen - mit dem Anspruch für die Mehrheit der Nation zu sprechen - mit voller Absicht demokratische gesellschaftliche Prozesse einzuschränken, für partikulare Interessen zu instrumentalisieren und die Geltung der Menschenrechte für alle einzuschränken, Menschen auf der Flucht und Migranten zu Sündenböcken zu machen und auszugrenzen. In den letzteren Ländern zeigen sich die politisch Verantwortlichen bislang als unfähig, dem Erstarken des menschenverachtenden Rechtspopulismus eine attraktive und visionäre Zukunftsperspektive entgegenzusetzen, die den immensen und komplexen Herausforderungen der disruptiven Umbrüche unserer Zeit gerecht wird und nachhaltige Lösungen hervorbringt," so Möller. Dabei ging er vor allem auf die Rolle der Kirchen und die Instrumentalisierung des Themas Flucht und Migration im Zusammenhang mit dem Erstarken des Rechtspopulismus in Europa und konkret in Deutschland ein. Hier stellte der Theologe fest, dass dies nur ein Ausdruck einer tieferen Krise sei, die die Kirchen in besonderer Weise in ihrer Teilhabe an der Mission Gottes zum Zeugnis herausfordere. Als Krisenursache machte er signifikante Umbrüche aus, die das gegenwärtige Zeitalter prägen: "Wir leben in einem Zeitalter des disruptiven Wandels – der krisenhaften Erschütterungen und Zusammenbrüche." Unter Bezugnahme auf Otto Scharmer nannte er acht systemische Entkopplungen wie die Abkopplung der Besitzenden von den Besitzlosen oder die Entkopplung zwischen Leitung und Kontrolle in den Governance-Strukturen und Menschen ohne Mitspracherecht in unseren Systemen, die als Herausforderungen begriffen werden müssten und die angemessene Antworten verlangen. "Nur wenn wir als Kirchen die Herausforderungen für Demokratie und Menschenrechte im Zusammenhang mit diesen globalen und europäischen disruptiven Umbrüchen sehen und verstehen, werden wir diese Herausforderungen angemessen begreifen und nachhaltig darauf antworten können. (...) Nur dann werden wir als Kirchen in Europa uns vom Kern unserer Berufung so über unseren gemeinsamen Auftrag heute verständigen können, dass die Kirchen nicht ein bloßes Spiegelbild der gegenwärtigen Aporien der vom disruptiven Wandel erschütterten Gesellschaften in Europa sind," so der Vize-Moderator der VEM. Unter der Leitung der Vorsitzenden der Region Deutschland, Annette Salomo, trugen an den beiden Konferenztagen erstmals auch Vertreterinnen und Vertreter europäischer Kirchen und Gastredner aus Politik und der internationalen Ökumene ihre Beiträge zu dem von Möller umrissenen gesellschaftlichen Zustand in Europa vor. So erläuterte Matthias Blöser, Projektreferent "Demokratie stärken" im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN, rechte politische Strömungen in Deutschland anhand von aktuellen Kampagnen und Aussagen. Sven Giegold, Mitglied der Grünen-Fraktion im Europaparlament, erklärte die europäische Perspektive aus seiner politischen Sicht. Hier empfand er es als beunruhigend, dass heute der Stärkste und wirtschaftlich Mächtigste gegenüber allen anderen mit einseitigen Maßnahmen die internationale Politik bestimmt. Er bedauerte zudem die Unfähigkeit der früheren Weltordnungsmacht USA mit ihren Verbündeten, ein gewisses Maß an Ordnung herzustellen. Er pflichtete Möller darin bei, dass gewaltige Umbruchprozesse stattfinden, die dazu führen, dass Menschen sich jenseits dessen wahrnehmen, was sie heute noch unter Kontrolle haben. Auf diese Weise würden diese Menschen empfänglich werden für einfache Antworten auf die komplexen Fragen der Gegenwart. Dr. Martin Robra, Grundsatzreferent im World Council of Churches, analysierte die aktuellen Entwicklungen in Europa aus globaler kirchlicher Sicht anhand der Kernthesen: Europa ist Teil der Welt, Aufkündigung weltweiter Solidarität, keine Mehrheiten für notwendige Veränderungen und die Rolle der Kirchen. Aus dem Kreis der eingeladenen europäischen Kirchenleitungen erläuterte Dr. Karin van den Broeke der evangelischen Kirche in den Niederlanden (PKN) die sich verengenden Handlungsspielräume der Kirche im Hinblick auf Nationalismus, Populismus und Autoritarismus. Sie verwies darauf, dass "die Kirche die Politik Gottes sein solle." Balázs Ódor, Abteilungsleiter für Ökumene der reformierten Kirche von Ungarn, hob in seinem Redebeitrag die Bedeutung der Pressefreiheit in seinem Land und insbesondere mit Blick auf die Religionsfreiheit hervor. Hier zitierte er den US-amerikanischen Journalisten Steward Alsop mit den Worten: "Die Presse muss die Freiheit haben, alles zu sagen, damit gewisse Leute nicht die Freiheit haben, alles zu tun." Luca Anziani, stellvertretender Moderator der Waldenser Kirche in Italien, schilderte die besonderen Herausforderungen seiner Kirche angesichts des seit Jahren andauernden Zustroms von Menschen, die den gefährlichen Weg über das Mittelmeer von Afrika nach Europa wählen. Er brachte die Notwendigkeit einer gesamteuropäischen Antwort auf offene Migrationsfragen mit den Worten zum Ausdruck: "Lampedusa is not the South of Italy - it is the South of Germany!" Olli Holmström, Chief Executive Officer des Deaconess Institute Foundation in Helsinki (Finnland), stellte die Perspektiven der Diakonie unter der Überschrift: "Boldly working for human dignity" vor. Die Generalsekretärin der Churches Commission for Migrants in Europe (CCME), Doris Peschke, erläuterte die Hintergründe der Aussage, dass die Migration als eine zentrale Aufgabe in Europa zu begreifen sei. In thematischen Gruppenarbeiten und weiteren Plenumssitzungen wurden die aufgeworfenen Kernaussagen nochmals aufgegriffen und weiter konkretisiert. Spirituelle Hauptattraktion der Konferenz war eine Andacht in der berühmten St. Stephan Kirche unter der Leitung von Dr. Klaus-Volker Schütz, Propst für Rheinhessen und Nassauer Land (EKHN). Hier konnten sich die Teilnehmenden mit Blick auf die von Marc Chagall entworfenen Kirchenfenster geistlich stärken. Die Hauptimpulse wurden zum Abschluss der Tagung von Annika Huneke und weiteren Mitgliedern des Koordinierungsausschusses Junge Erwachsene der VEM anhand von Interviews mit Konferenzteilnehmenden in einem Video-Clip zusammengefasst. Die thematische Konferenz findet alle zwei Jahre im Wechsel mit der Regionalversammlung Deutschland statt und wird von der Abteilung Deutschland unter der Leitung von Angelika Veddeler veranstaltet. Text & Foto: Dr. Martina Pauly

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