23.08.2012
Ein Tag im Juni 2012. Besuch im Flüchtlingslager Kigeme B. Das Lager liegt auf einem Hügel gleich gegenüber der Kathedrale und der Zentrale der Kigeme-Diözese der Anglikanischen Kirche in Ruanda. Mehr als 5.000 Flüchtlinge aus dem Nord-Kivu leben derzeit in den Lagern Kigeme A und B. Die überwiegende Mehrheit von ihnen sind Frauen und Kinder.
Fast jeden Tag erreichen weitere Flüchtlingskonvois das Lager. Aktuell warten etwa 500 Flüchtlinge aus dem Übergangslager nahe der Grenze zum Ostkongo darauf, dass ihnen Unterkünfte zugewiesen werden. Jeden Tag werden Bäume gefällt und Zelte errichtet. Insgesamt sollen bis zu 12.500 Flüchtlinge nach Kigeme gebracht werden. Kaum vorstellbar, wie das kleine Dorf Kigeme im Nyamagabe Distrikt diese Aufgabe bewältigen soll. Schon jetzt übersteigt die Zahl der Flüchtlinge die der lokalen Bevölkerung. Mitarbeiter und Mitarbei-terinnen der Diözese berichten, dass die Lebensmittelpreise auf dem kleinen Markt innerhalb der vergangenen zwei Wochen rasant gestiegen sind.
Kigeme hat Erfahrung mit Flüchtlingslagern. Erst vor wenigen Jahren kehrten die letzten burundischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurück. Da waren auf dem Hügel gerade die ersten, neu gepflanzten Bäume gewachsen. Die Zahl der kongolesischen Flüchtlinge übersteigt aber die Zahl derer aus Burundi um ein Vielfaches. Trotzdem ist die Akzeptanz in der Bevölkerung groß. Die kongole-sischen Flüchtlinge sprechen Kinyarwanda – die Verständigung klappt gut. Trotzdem beten die Menschen hier für Frieden im Nachbarland, damit die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können.
Augustin Mvunabandi, Bischof der Kigeme-Diözese, kann von seinem Haus das Flüchtlingslager sehen. Er berichtet von den Anstrengungen, die die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese unternehmen, um diese humanitäre Krise zu bewältigen. Dabei ist die Diözese nur eine von vielen Akteuren. Neben dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und der ruandischen Regierung sind etwa Unicef und Oxfam vor Ort. Täglich finden Koordinationstreffen mit Vertretern der Beteiligten statt. Der logistische Aufwand, dieses Lager zu errichten und die Flüchtlinge mit allem Lebensnotwendigen zu versorgen, ist hoch.
Das UNHCR stellt die Basisversorgung für die Bevölkerung sicher: Wasser und sanitäre Anlagen, Unterbringung, Gesundheit und die Versorgung mit Lebensmitteln. Die ruandische Regierung ist verantwortlich für die Bereitstellung des Landes und der Sicherheit vor Ort. Das Land für das Lager Kigeme B hat die Kirche zur Verfügung gestellt. In einem Vertrag hat das Kigeme Hospital der Diözese sich für die medizinische Versorgung zuständig erklärt. Die Be-handlungskosten übernimmt das UNHCR. Allerdings stößt das Krankenhaus bereits jetzt an seine Grenzen. Die Stationen sind teilweise überfüllt und es gibt keine zusätzlichen Krankenschwestern oder Ärzte. Zwar hat das Gesundheitsministerium zugesagt, weiteres Personal zu schicken. Allerdings ist medizinisches Personal in Ruanda selbst knapp, sodass die Kirche dieses Angebot skeptisch betrachtet.
Trotz der Versorgung durch das UNHCR fehlt es den Flüchtlingen an Haushaltsgegenständen und Decken. Die Gemeinden der Diözese haben zu entsprechenden Sammlungen aufgerufen. Zusätzlich ist ein Schreiben mit der Bitte um Unterstützung an alle Diözesen der Anglikanischen Kirche in Ruanda gesandt worden.
Sobald die elementaren Bedürfnisse der Flüchtlinge gestillt sind, geht die Arbeit für die Hilfsorganisationen weiter: UNICEF wird für die Einrichtung von Schulen sorgen. Die Kigeme-Diözese wird sich um traumatisierte Menschen kümmern, von denen es viele gibt. Dabei werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die eigenen Erfahrungen aus der Soziotherapie zurückgreifen können. Eingebunden werden sollen auch die sogenannten „Grassrout-Churches“, die den Prozess der Traumabewältigung, der Versöhnung und der Gemeinwesenstärkung in ihren Gemeinden begleitet haben. Ein ähnliches System soll zukünftig auch im Flüchtlingslager eingerichtet werden. Die Kirche sieht ihre Aufgabe vor allem darin, die Menschen seelsorgerlich zu begleiten. Dabei stehen kleine Kinder und alte Menschen besonders im Vordergrund
Besonders eindrücklich erleben Besucher des Lagers die Kinder, die alle Neuankömmlinge sofort umringen und sie auf Schritt und Tritt begleiten. Den Kindern fehlt es an Beschäftigungsmöglichkeiten. Es gibt kein Spielzeug oder genügend Platz zum Spielen. Die Zahl der Kinder – allein im Säuglings- und Vorschulalter – soll zukünftig auf etwa 4.500 steigen. In Absprache mit den Beteiligten, plant die Diözese die Errichtung von Kindergärten in den Lagern. Sie sollen in großen Zelten in Gruppen von jeweils etwa 100 Kindern unterge-bracht werden. Dazu braucht die Kigeme-Diözese Geld. Mitarbeiter müssen bezahlt, Bänke, Matten, Unterrichtsmaterial und Spielzeug gekauft und die Versorgung der Kinder mit Porridge (Getreidebrei) sichergestellt werden. Am Wochenende könnten die Zelte als Kapellen genutzt werden. Zurzeit haben die Flüchtlinge, in großer Mehrheit Christen, keinen Ort für ihre Gottesdienste.
Im Moment ist nicht abzusehen, wie lange die Flüchtlinge in den Lagern bleiben werden. Die Schätzungen reichen von ein paar Monaten bis zu mehreren Jahren.
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