„Interreligiöser Dialog bedeutet nicht nur Toleranz – er bedeutet, gemeinsam für Veränderung einzustehen“, sagt Thea Hummel, Head of Advocacy der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), Trainerin beim Leadership Training in diesem Jahr.
13 Kirchenleitende aus Asien, Afrika und Deutschland versammeln sich hier für sechs Tage in Sansibar, Tansania. Im September 2025 kommen sie zusammen, um miteinander und mit der VEM in Kontakt zu kommen. Im Mittelpunkt ihrer Workshops und Gespräche stehen Fragen der Kirchenleitung im Jahr 2025: Wie fordern die Klimakrise und religiöser Extremismus die Kirchen heraus – und wie kann interreligiöser Dialog eine Antwort auf beides sein?
Für die VEM als Gemeinschaft von Kirchen ist es zentral, sich gemeinsam mit allen Mitgliedskirchen für eine gerechtere und friedlichere Welt einzusetzen, für die Bewahrung der Schöpfung und für eine reflektierte und interreligiös respektvolle Weitergabe des Evangeliums. Das Programm verband wissenschaftliche Impulse, Besuche in praktischen Arbeitsfeldern, interreligiöse Begegnungen und Reflexionsrunden.
Nähen und Fußballspielen für den Dialog
Pastor Lusungu Mbilinyi und Imam Prof. Issa Ziddy stellten zwei interreligiöse Initiativen der ELCT/ECD* vor, die im selben Haus in Stone Town, dem historischen Zentrum Sansibars, tätig sind: Upendo und Zanzic. Die Teilnehmenden besuchten außerdem islamische Führungspersonen der Insel sowie historische Stätten und Gedenkorte des ostafrikanischen Sklavenhandels.
Im Projekt Upendo (Kiswahili für „Liebe“) lernen muslimische und christliche Frauen professionelles Nähen. Bereits rund 1000 Frauen haben sich entschieden, ihre Ausbildung in diesem Projekt aufzunehmen, das die hergestellten Kleidungsstücke auf dem Souk, dem traditionellen Markt von Stone Town, lokal verkauft. Upendo hat bereits viele VEM-Freiwillige aufgenommen.
Das Zanzibar Interfaith Centre (Zanzic), gegründet 2009, fördert interreligiöses Verständnis und Konfliktlösung. Eine der erfolgreichsten Strategien, um Dialog zu gestalten, sind sportliche Wettbewerbe in religiös gemischten Fußballmannschaften.
Für Thea Hummel gehören diese Projekte ins Zentrum kirchlichen Engagements für Frieden: „Seite an Seite für Gerechtigkeit, Klimaverantwortung und die Stärkung marginalisierter Menschen zu arbeiten, erinnert die Welt daran, dass Spiritualität und gesellschaftliche Verantwortung zusammengehören. Echter Frieden beginnt, wenn wir uns entscheiden zuzuhören – und wenn der Glaube unser Handeln inspiriert.“
Führungsverantwortung wahrnehmen
Ein Höhepunkt des Programms war die Begegnung der Kirchenleitenden mit dem stellvertretenden Mufti von Sansibar, Sheikh Mahmoud Mussa Wadi, sowie weiteren religiösen Führungspersönlichkeiten im Büro von Mufti Mkuu. Sheikh Mahmoud stellte die Aufgaben muslimischer Würdenträger auf Sansibar vor. Er diskutierte mit den Kirchenleitenden, wie Christ*innen und Muslim*innen sowohl in Tansania als auch in anderen Ländern gut zusammenarbeiten können.
„Kirchenleitende können mit ihrem Einfluss und ihrer Orientierung eine bedeutende Rolle in Transformationsprozessen spielen“, sagt Rev. Dr. Félicité Ngnintedem. Sie ist VEM-Referentin für den Bereich Global Programs, Mitglied des Leitungsteams und organisierte gemeinsam mit ihren Kolleg*innen die Schulung. Sie betont, dass das Kennenlernen anderer Religionen und insbesondere ihres sozialen Veränderungspotenzials Kirchenleitenden helfen kann, für eine gerechtere und friedlichere Welt einzutreten – nicht allein, sondern gemeinsam mit Geschwistern anderer Religionen.
Thea Hummel sagt, Frieden beginne oft in einfachen Begegnungen, wenn Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zusammensitzen, urteilsfrei zuhören und über die alltäglichen Herausforderungen unserer Gesellschaften sprechen: „In diesen Momenten ehrlicher Gespräche wächst Vertrauen und schwinden Vorurteile. Interreligiöser Dialog ist keine abstrakte Übung: er ist die tägliche Praxis, die Menschlichkeit der anderen zu sehen und Gemeinschaft über Unterschiede hinweg zu bauen.“
Für weitere Informationen zum Engagement der Kirchenleitenden auf der VEM-Vollversammlung, besuchen Sie hier unsere Website.
Zum interreligiösen Dialog lesen Sie mehr in diesem Artikel.
*ELCT/ECD = Evangelical Lutheran Church in Tanzania, Eastern and Coastal Diocese (Ost- und Küstendiözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania)



